Ein gestohlenes Bild.
In
einer skurril erfundene Fenstersituation befindet sich die gemalte
Halbfigur von Holger Bunks Bild „Pförtner“ aus dem Jahr 1984 (Acrylfarbe
und Dispersion auf Leinwand, ca 120 x 100 cm). Gemalt in Düsseldorf in
dem selben „Wohnatelier“ in der Wielandstrasse, in dem seit 1980 immer
wieder „Fensterbilder“ entstanden die einen jeweils abgewandelten Blick
aus dem Fenster, aber auch den Fensterrahmen und die Fensterbank mit
wechselnden darauf befindlichen Gegenständen zeigen.
Mit „Pförtner“ entwickelt Bunk diese Bildidee des perspektivischen Zusammenbringens von Vordergrund und der illusion eines „Dahinters“ weiter. Hier befindet sich eine männliche Halbfigur (sitzt sie oder steht sie? Wo ist der „Boden“?), an einer Art Theke oder Barriere wie an einer Pförtnerloge. Wäre die Figur real, so würde man wohl Auskunft erfragen können. Beim Betrachten des Bildes bleibt dagegen wie immer die Vermutung auf Grundlage einiger gemalter Hinweise. Nichts an dem hier Sichtbaren weist aber auf eine gewöhnliche, geschweige denn auf eine eindeutige Situation hin: Aktfiguren, eine blaue Miniatur auf einem Tisch, eine hautfarbene Rückenfigur, sowie rückwärtig angebrachte „Bilder im Bild“ könnten aber eventuell bedeuten, dass der „Pförtner“ eine Art Kunstsammlung bewacht oder deren Zugang kontrolliert.
Pastellzeichnungen aus der gleichen Zeit wirken teils wie Vorzeichnungen, teils wie Varianten des Themas: Eine alltäglich aussehende Wärterfigur ist auch dort mit einem Illusionsraum konfrontiert, in dem sich Bildwerke befinden. Es wirkt, wie wenn die vorhandene, „Kunst“ in einem durch dekorative Elemente hochgestimmten Ausstellungsraum von vergleichsweise gewöhnlichen, alltäglichen Menschen bewacht und vermittelt werden sollte.
Das Bild „Pförtner“ wurde allerdings nicht gut genug bewacht: Es wurde vor ca 5 Jahren in Berlin aus Privatbesitz entwendet und ist seitdem spurlos verschollen.
Text von A. H. Causa, Den Haag
Einige Zeichnungen aus dem gleichen Jahr:
Comments
Post a Comment